Lake Bogoria, Äquatortaufe und vieles mehr…

Übermüdet wachten wir am Samstag Morgen um 6:30 Uhr auf, um die Schönheit der Flamingos zu betrachten. Doch zunächst musste eine heiße Dusche her. Also schleppten sich unsere  müden Knochen zur Erholung zum Wasserloch. Im heißen Wasser waren die Muzungo-Mädchen in ihren „knappen“ Bikinis für die einheimischen Kenianer die Attraktion schlechthin, sodass wir uns nun vorstellen konnten, wie sich die Tiere der Maasai Mara von uns beobachtet fühlten. Den Spaß haben wir uns trotzdem nicht verderben lassen, denn Leandre toppte das Ganze mit einem Strip a la Chippendales. Wahrscheinlich war das Ganze für unseren kenianischen Studenten Elias ein wenig zu offenherzig, doch die Tanzeinlage von Leandre brachte auch ihn zum schmunzeln.

Lake Bogoria
Lake Bogoria

Aufgrund des strengen Regimes von Dietmar mussten wir bald schon unsere Wohlfühlzone Wasserloch verlassen und unsere Fahrt zum Lake Bogoria antreten. Dort angelangt, durften wir hunderte von grazilen Flamingos bestaunen, die sehr scheu waren. Daher machte es sich ein Teil unserer Gruppe zur Aufgabe sich an die schönen Vögel mit viel Sorgfalt anzupirschen, was zur großen Erheiterung für den Rest der Gruppe führte. Am erfolgreichsten schlich sich die kleinste von uns Thuy auf ganz leisen Sohlen heran, was dazu führte, dass ein Flamingobaby Thuy verfolgte. Ihre Jagd auf ein gutes Foto von den Flamingos wurde jedoch durch den herannahenden Riesen Lars zunichte gemacht, der die Situation und die Bemühungen Thuys verkannte.

Flamingomama Thuy
Flamingomama Thuy

Daraufhin trieb Dietmar seine Herde zu den heißen Quellen des Bogoriasees. Durch seine Erzählungen erfuhren wir, dass viele Leute die heißen Quellen sowohl zum Kochen von Eiern als auch zur Linderung von Rückenschmerzen benutzen. Dieser Idee nahm sich dann auch Tim an, der sich bauchlinks auf die warmen Steine legte, um seine Erkältung auszuschwitzen.

heilende Steine
heilende Steine

 

Nach diversen Fotos und Selfis in dieser dampfigen Landschaft trieb uns aber der Hunger zurück zum Camp. Jetzt musste alles schnell gehen, Zelte packen, frühstücken und auf zum Äquator! Dort angelangt, erfolgten das obligatorische Gruppenfoto auf der Äquatorlinie sowie seine Taufe durch einen großen Schluck kenianischen Rums. Die Erläuterung eines Tourguides, dass der Äquator durch zehn Länder führt, ergänzte Nicole durch einen weisen Satz: „Deutschland liegt übrigens auf der Nordhalbkugel“…sehr lehrreich…!

Äquatorgruppenfoto
Äquatorgruppenfoto

Bereichert durch neue Erkenntnisse und einige Souvenirs traten wir nach 6 Tagen die Heimreise nach Nairobi an. Von da an trennten sich unsere Erlebnisse. Wir fuhren in Kolonnen den Highway entlang. Unsere Fahrt wurde dabei durch diverse polizeiliche Checkpoint unterbrochen. Was für gewöhnlich problemlos ablief, sollte zumindest nicht für eines der Fahrzeuge für diesen Tag gelten. Jenes Fahrzeug wurde angehalten und musste die gesamte polizeiliche Kontrolle durchlaufen. Angefangen mit den Standartfragen „Was führen Sie mit?“ und Kontrolle der Ausweise unseres Fahrers wollte die Polizei doch tatsächlich alle unsere Gepäckstücke durchsuchen. Unser Fahrer lehnte sich jedoch gegen diese willkürliche und zu offensive Maßnahme auf, für die keine Verdachtsmomente bestanden. Daraufhin sah sich der Polizist wohl angestachelt einen anderen Mangel zu finden, um auf andere Weise an Geld zu kommen. Nach langem Inspizieren fand er schließlich wonach er suchte –  ein Feuerlöscher, der bereits sein Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten hatte. Da ein Mitführen eines ordnungsgemäßen Feuerlöschers jedoch nicht obligatorisch für Privatfahrzeuge ist, wurden wir Studenten befragt und ausgehorcht, ob wir nicht unseren Fahrer und das Fahrzeug angeheuert und gemietet hätten, sodass wir für die Ordnungswidrigkeit hätten aufkommen sollen. Wir waren jedoch schon von Herrn Nebe vorgewarnt, dass die Polizei Kenias die korrupteste Institution schlechthin ist, sodass wir gleich sagten, dass der Fahrer unser Freund ist, der uns Studenten seine Heimat zeigt. Auch Dietmar machte durch seinen Anruf mächtig Druck auf den kontrollierenden Polizisten, indem er ihm wahrheitswidrig ausrichten ließ, dass wenn die deutschen Studenten ihren Flug verpassen würden der Polizist in erhebliche Schwierigkeiten kommen werde. Diese Ansage zeigte wohl Wirkung, sodass wir endlich nach 30 Minuten aus den Klauen der Exekutive fliehen konnten.

Doch alles warten sollte noch belohnt werden, denn selbiges Fahrzeug erreichte kurze Zeit später die mit weißen Tüchern geschmückten Tore zu einer authentischen, kenianischen Hochzeit. Den Innenhof erreichend kamen uns sogleich zahlreiche Kinder entgegen. Die Jungen sahen in ihren perfekt sitzenden Smokings aus wie wahre Gentlemen, die Mädchen schritten in ihren weißen Tutu-Kleider mit roter Schleife wie Prinzessinnen dahin. Es handelte sich um die Hochzeit des Freundes unseres Fahrers und so verstaubt und heruntergekommen wie wir aussahen, trauten wir uns gar nicht aus dem Auto auszusteigen. Doch sowohl unser Fahrer als auch diverse Gäste empfingen uns mit offenen Armen und breitem Lächeln und nahmen uns sogleich auch mit in die Kirche, wo die Zeremonie schon im vollen Gange war. Begleitet von den Kindern folgten wir den rhythmischen Klängen, den Trommeln und dem Gospelgesang und kamen aus dem Staunen nicht raus, als wir die Kirche betraten und alle Trauzeugen, Brautjungfern, Blumenkindern und sogar auch das Brautpaar selbst tanzend vor dem Altar vorfanden. Es war eine unbeschreiblich intensiv freudige Atmosphäre in der Luft, die ansteckend war und uns sehr bewegte. Auch wenn wir kein Wort des darauf folgenden Gelübdes verstanden, berührte uns die Situation und auch in unseren Augen funkelte bei dem ein oder anderen ein Tränchen. Ergriffen und dankbar um diese Erfahrung begaben wir uns still wieder in unser Fahrzeug zurück.

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Nach den positiven und negativen Ereignissen des ersten Fahrzeuges, sollte auch dem zweiten Jeep eine ruhige Heimreise nicht gegönnt sein. Erhitzt und empört über die Machenschaften der kenianischen Polizei, fuhr Dietmar etwas schneller und rasanter als wir es von ihm in den letzten Tagen gewohnt waren. Dies führte zu einem Überholvorgang, der uns allen einen großen Schrecken bereitete. Rechts an einem  Auto vorbeiziehend, sah Dietmar erst zu spät, dass der Fahrer vor diesem Fahrzeug gerade dabei war in die Straße rechts von uns einzubiegen. In letzter Sekunde den Wagen rechts herumziehend, versuchte Dietmar das zu retten, was noch zu retten war und verhinderte durch seine schnelle Reaktion einen noch gravierenderen Unfall. Geschockt und verwirrt kamen wir schließlich in der Seitenstraße zum stehen und befanden uns augenblicklich umzingelt von 30 Kenianern. Ein lautes „Scheiße“, ausgerufen von Dietmar, riss uns aus unserer Trance. Erst jetzt wurde uns wirklich bewusst, dass das Fahrzeug, welches wir angefahren hatten, leicht mitgenommen aussah. Die vordere, sowie hintere Tür waren komplett eingedrückt und wir konnten von Glück reden, dass dem Fahrer des Fahrzeugs nichts passiert war. Zwar nahm jeder von uns die Situation anders wahr, allerdings stelle sich bei uns allen, durch die uns umringende Menschenmasse und die herumlaufenden Kinder mit Macheten, ein leicht mulmiges Gefühl ein. Die Mädels bedeckten ihre Schultern, um nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen und nach einer guten Viertelstunde beruhigte sich die Masse um uns herum. Dietmar und einer seiner kenianischen Fahrer versuchten mit dem Mann des von uns angefahrenen Fahrzeuges einen Preis für die beiden Türen auszuhandeln, um nicht die Polizei rufen zu müssen, die – wie wir durch die vorherigen Ereignisse wussten – nicht unbedingt vertrauenswürdig und schnell waren. Nach einer langen Diskussion zwischen Dietmar, dem betroffenen Fahrer und diversen sich einmischenden Personen, wurde ein Preis  von umgerechnet 880€ ausgehandelt und unsere Heimreise konnte nach ca. 1 ½ Stunden fortgesetzt werden.

Von Herrn Nebe herzlich im  YMCA empfangen begaben wir uns alle in unsere Zimmer, die uns nach dem fehlenden Luxus der vergangenen Tage wie ein Paradies vorkamen. Ach ja… über das dritte Fahrzeug gibt es keine Auskünfte, an die sich die Insassen erinnern. „What happens in the 3rd car, stays in the 3rd car”;)

 

Giuli Reker und Cerin Kizhakkethottam

 

 

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